Vorderer Kreuzbandriss
Die Therapie bei Kreuzbandrissen ist nicht einheitlich sondern von vielen Faktoren bestimmt. Die Entscheidung über die für den Patienten geeignete Behandlung wird mit ihm besprochen, unter Berücksichtigung individueller Bedingungen, Erwartungen und Wünsche.
Es ist sowohl ein konservatives (d.h. ohne Operation) als auch operatives Vorgehen möglich. Bei frischen Verletzungen und bestimmten Rissformen kann eine Heilung des Bandes durch einen arthroskopischen (minimal invasiven) Eingriff mit einer verstärkten Naht angestrebt werden. Hierbei wird das Wiederanwachsen des Bandes an der Abrissstelle am Oberschenkelknochen durch Knochenbohrungen und die Verstärkung mit einer Naht ermöglicht. Dieser Eingriff sollte möglichst bald nach dem Unfall durchgeführt werden. Die Erfolgsquote liegt bei ca. 70 bis 80 Prozent.
Alternativ dazu kann eine arthroskopische Kreuzbandplastik durchgeführt werden. Bei dieser Operation wird das gerissene Band mit einer Sehne aus dem Oberschenkel oder der Kniescheibe ersetzt. Bei beiden Verfahren wird also ein Band durch eine Sehne ersetzt. Unser Körper ist in der Lage, diese Sehne wieder in ein Band umzuwandeln. Während dieses Prozesses durchläuft das Transplantat eine Umbauphase mit verminderter Zugfestigkeit. Hieraus erklärt sich der erforderliche mindestens sechsmonatige Verzicht auf kniebelastende Sportarten nach dem Eingriff.
Bei älteren Verletzungen des Kreuzbandes muss je nach Alter des Patienten, sportlicher Ambition, Vorliegen von Arthrosen und anderen Kriterien in einer ausführlichen Beratung über operatives oder nicht operatives Vorgehen entschieden werden.
Die Kreuzbandplastik erfolgt arthroskopisch über zwei minimale Einschnitte. Zusätzlich muss zur Entnahme der jeweils verwendeten Sehne ein weiterer Hautschnitt erfolgen. Bei der von uns derzeitig vorwiegend angewandten Technik mit der Semitendinosussehne beträgt dieser nur wenige Zentimeter. Das Transplantat wird mit resorbierbaren Materialien und kleinen Metallimplantaten, die nicht entfernt zu werden brauchen, fest im Gelenk verankert, so dass schon kurz nach der Operation mit Krankengymnastik begonnen werden kann.
Nachbehandlung
Zunächst wird am ersten Tag nach der Operation eine Gelenkschiene angepasst, die eine Beugung bis 90 Grad zulässt. Darin können die Patienten sofort mit Gehstützen aufstehen. Wir empfehlen eine Teilbelastung für insgesamt vier Wochen, die mit Physiotherapie geübt wird. Parallel muss an der Erhaltung der Muskelkraft des Beins gearbeitet werden, um Muskelschrumpfungen vorzubeugen.
Abhängig von der Muskelkraft und Stabilität kann bereits nach sechs bis acht Wochen vorsichtig mit knieschonendem Sport (Lauftraining, Radfahren, Schwimmen) begonnen werden. Während der ersten sechs Monate stellen kniebelastende Sportarten (alle Ballsportarten, besonders Fußball, Tennis, Sqash und auch Sikfahren) wegen des noch stattfindenden Umbaus der eingesetzen Sehne zu einem Band eine erhebliche Gefährdung dar und sollten vermieden werden.