Winterdepression - nur kurzzeitiges Stimmungstief oder ernsthafte Erkrankung?
Es ist Herbst und die Tage werden kürzer, das Wetter kalt, grau und nebelig. Viele Menschen verspüren eine Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und düstere Gedanken. Ob es sich dabei um ein vorübergehendes Stimmungstief oder eine handfeste Depression handelt, hängt von der Dauer des Zustands ab. Bei Beschwerden, die länger als zwei Wochen anhalten, kann eine spezielle Form der Depression – die Saisonal-Abhängige-Depression (SAD) – vorliegen. „Betroffene sollten längere Stimmungstiefs in den Herbst- und Wintermonaten ärztlich abklären lassen“, rät Dr. med. Wolfgang Merkle, Chefarzt der Klinik für Psychosomatik am Hospital zum Heiligen Geist in Frankfurt.
Anzeichen für eine Winterdepression sind ein reduziertes Energieniveau, Antriebslosigkeit, innere Leere, Konzentrationsstörungen, Hoffnungslosigkeit und Freudlosigkeit. Das Schlafbedürfnis steigt, Betroffene fühlen sich nach dem Aufstehen am Morgen müde, unausgeruht und schlapp. Der Appetit nimmt zu – insbesondere auf kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Nudeln, Brot und Süßigkeiten. Etwa zehn Prozent der Deutschen sind von den Beschwerden betroffen, davon viele jüngere Menschen. Forscher machen das fehlende Sonnenlicht in den Herbst- und Wintermonaten dafür verantwortlich. Denn in den südeuropäischen Ländern kommt diese Form der Depression viel seltener vor als in Nordeuropa.
Hormone regeln unser Wohlbefinden
Helligkeit und Dunkelheit beeinflussen die Hormonproduktion in unserem Körper. Nachts, wenn es dunkel ist, wird das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet und wir werden müde. Wenn es morgens hell wird, sorgt Serotonin dafür, dass wir uns wach und ausgeschlafen fühlen. Durch den Lichtmangel im Herbst, aufgrund der kurzen Tage und des schlechten Wetters, wird weniger Serotonin produziert, da es tageszeit- und lichtabhängig ins Blut ausgeschüttet wird. Bei sensiblen Menschen kann dies zu den genannten Symptomen führen. Viele Menschen empfinden die Saisonal-Abhängige-Depression als starke Einschränkung in ihrem Alltag.
Lichttherapie hilft bei leichten Depressionen
Durch Lichteinwirkung vor allem in den frühen Morgenstunden kann man der Saisonal-Abhängigen Depression erfolgreich entgegenwirken. Es sind 10.000 Lux für eine halbe Stunde oder 2.500 Lux für zwei Stunden nötig, um eine nachweisbare Wirkung zu erreichen. Es ist dabei wichtig, diese Lichtanwendung morgens und regelmäßig vorzunehmen. Lichttherapie-Geräte kann man für den Einsatz zu Hause zur Selbstherapie kaufen. Vor Beginn der Behandlung sollte jedoch unbedingt ein Facharzt oder Psychologe mit entsprechenden Fachkenntnissen zur Diagnose und Therapieplanung aufgesucht werden. Möglicherweise bedarf es einer differenzierteren Aufschlüsselung der Ursachen und anderer therapeutischer Maßnahmen (Antidepressiva, Psychotherapie, tagesklinische oder stationäre Behandlung etc.).
Sport am Morgen bei jeder Form von Depression
Bei allen Formen der Depression ist regelmäßige sportliche Betätigung ebenfalls sehr hilfreich. Die Überwindung, regelmäßig Sport zu treiben, fällt jedoch vielen depressiven Patienten aufgrund der Antriebslosigkeit schwer. Es reichen jedoch täglich 20 Minuten sportliche Aktivität, um das Neuropeptid VGF freizusetzen und die Stimmung deutlich zu verbessern.
20 Jahre psychosomatische Erfahrung am Hospital zum Heiligen Geist
Vor mehr als 20 Jahren wurde die Psychosomatische Klinik am Hospital zum Heiligen Geist unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Wolfgang Merkle gegründet. Es war die erste psychosomatische Klinik an einem Allgemeinkrankenhaus in Hessen. In der Psychosomatischen Klinik stehen heute 30 vollstationäre und 50 tagesklinische Plätze zur Verfügung. Mehr als 7000 Patienten wurden seit der Gründung in den vergangenen 20 Jahren behandelt. Im Mittelpunkt der Behandlung stehen die Bearbeitung des individuellen Krankheitserlebens, die Krankheitsverarbeitung und die Verknüpfung von Lebensschicksal und Krankheitsbild des Patienten. Weiterhin versorgt die Psychosomatische Klinik gemeinsam mit der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie dem Schmerztherapeutischen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) unter dem Dach des Interdisziplinären Multimodalen Schmerzzentrums am Hospital zum Heiligen Geist Patienten mit akuten und chronischen Schmerzen. Weitere Schwerpunkte sind die Psychonkologie und der Konsilardienst.