Hospital zum Heiligen Geist: Zehn Jahre Interdisziplinäres Multimodales Schmerzzentrum

Das Interdisziplinäre Multimodale Schmerzzentrum (IMS) am Hospital zum Heiligen Geist feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum.

Akute Schmerzen sind für den Körper ein Alarmsignal und eine lebenswichtige Warnfunktion. Chronische Schmerzen dagegen bestehen häufig jahrelang und beeinträchtigen zunehmend die Lebensqualität. Die Behandlung dieser Patienten ist nur in enger Zusammenarbeit der somatischen und psychotherapeutischen Fachkompetenz erfolgversprechend. Seit zehn Jahren versorgen die Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, die Psychosomatische Klinik sowie das Schmerztherapeutische Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) gemeinsam unter dem Dach des Interdisziplinären Multimodalen Schmerzzentrums am Hospital zum Heiligen Geist Patienten mit akuten und chronischen Schmerzen.

 

Interdisziplinäres Schmerzzentrum – ambulante und stationäre Therapie

Anästhesiologische und psychosomatische Schmerztherapeuten sowie Physiotherapeuten bieten gemeinsam im Schmerzzentrum am Hospital zum Heiligen Geist postoperative und konsiliarische akute Schmerztherapie sowie interdisziplinäre stationäre und ambulante Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen aus anästhesiologischem sowie psychotherapeutischem Blickwinkel an.

·         Postoperatives Setting bei akuten Schmerzen

Eine effiziente und stringent verfolgte Schmerztherapie in der postoperativen Phase hilft jenseits der akuten Schmerzausschaltung dabei, der postoperativen Entwicklung von chronischen Schmerzsyndromen vorzubeugen. Im Hospital zum Heiligen Geist werden regelmäßig rückenmarksnahe sowie periphere, sonografisch gesteuerte Blockaden durchgeführt. Überwiegend handelt es sich hierbei um Katheter­verfahren, intravenöse Therapien sind kaum noch notwendig. Die anschließende patienten­kontrollierte Schmerztherapie mittels Pumpen wird von einem 24-Stunden-Schmerzdienst überwacht und gesteuert.

·         Interdisziplinäres multimodales stationäres Setting bei chronischen Schmerzen

Unter anästhesiologischer Leitung wurde 2006 in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychosomatik und mit der Physiotherapieabteilung des Hospitals ein multimodales Schmerzprogramm für Patienten mit chronischen Schmerzen entwickelt, in dem jeweils acht Patienten als geschlossene Gruppe drei Wochen lang behandelt werden. Die Leidensgeschichte dieser Patienten ist meist durch eine jahre- bis jahrzehntelange biopsychosoziale Verschlechterung geprägt. Ziel der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie sind Verbesserung der Lebensqualität, Reduktion von Schmerz und schmerzbedingter Behinderung und soziale Reintegration. Im Mittelpunkt der Behandlung stehen die Entdeckung und Entwicklung eigener Ressourcen und die Erarbeitung eines biopsychosozialen Schmerzverständnisses. Dabei wird im psychosomatischen Zugang versucht, Zusammenhänge der Schmerzen mit Traumata (insbesondere Verlusten), Konflikten und Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung herauszuarbeiten. Psychische und körperliche Komorbiditäten der Schmerzerkrankung werden intensiv behandelt. Passive Verfahren werden restriktiv eingesetzt und dienen vor allem dazu, Vertrauen zu schaffen und aktive Verfahren der Psycho- und Physiotherapie zu ermöglichen. Das Gruppenprogramm beinhaltet für alle Patienten Physiotherapie und ärztlich durchgeführte Psychotherapie einzeln und in der Gruppe, Entspannungsverfahren, aktive und rezeptive Kunsttherapie, Biofeedback, verständnisvolle Bezugspflege, Akupunktur, medikamentöse Einstellung und sonstige anästhesiologische schmerztherapeutische Verfahren. Hinzu kommen Konsile anderer Fachgebiete, Einbindung der Sozialarbeit, der Diätberatung sowie der einweisenden Ärzte. Teambesprechungen sowie interdisziplinäre Schmerzkonferenzen dienen der engmaschigen Abstimmung.

Ambulantes Setting bei chronischen Schmerzen

Im April 2010 wurde im Hospital zum Heiligen Geist  ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) Anästhesiologie, Schmerz- und Psychotherapie gegründet. Dieses MVZ versteht sich als Partner der bereits bestehenden ambulanten Schmerzzentren in Frankfurt. Es wird eine Erweiterung des schmerztherapeutischen Angebotes im Hinblick auf die ambulanten interdisziplinären multimodalen Behandlungsmöglichkeiten sowie eine Verbesserung der sektorenübergreifenden ambulant-stationären Vernetzung angestrebt.

Zu Beginn der Behandlung wird den Patienten die Teilnahme an einer ambulanten psycho­edukativen Gruppe angeboten. Anästhesiologische Schmerztherapeuten und Fachärzte für Psychosomatik und Psychotherapeuten behandeln ausgewählte ambulante Patienten gemeinsam. Regelmäßige Teambesprechungen und interdisziplinäre Schmerzkonferenzen dienen der Abstimmung der Therapien.

Seit 2013 besteht im Hospital und im MVZ die gemeinsame Weiterbildungsermächtigung für die Zusatzbezeichnung „Spezielle Schmerztherapie“ der Landesärztekammer Hessen, die außerdem zur Teilnahme an der Qualitätssicherungsvereinbarung Schmerztherapie der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen berechtigt. Bisher wurden in der schmerztherapeutischen Ausbildung sowohl Fachärzte/innen für Anästhesiologie als auch für Neurologie und Psychosomatik zum Erwerb der Zusatzbezeichnung geführt.

Kontakt:

Interdisziplinäres Multimodales Schmerzzentrum
Hospital zum Heiligen Geist
Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerztherapie
Chefarzt Dr. med. Gerd Neidhart


Psychosomatische Klinik
Chefarzt Dr. med. Wolfgang Merkle
Medizinisches Versorgungszentrum am Hospital zum Heiligen Geist
Anästhesiologie, Schmerztherapie, Psychotherapie


Lange Straße 4-6
60311 Frankfurt am Main
Tel. (069) 21 96 20 40
Fax (069) 21 96 20 41
Info.MVZ(at)hohg(dot)de