Operationen bei Skoliose
Ein chirurgischer Eingriff wird empfohlen bei starken Wirbelsäulenkrümmungen ab 40° oder hohem Fortschreitungsrisiko – auch nach dem Wachstum. Ziel ist es, Schmerzen, Funktionsstörungen und Atemprobleme zu vermeiden. Die Entscheidung erfolgt gemeinsam durch Familie und Kind bzw. Jugendliche*r.
Operationsmethoden bei Skoliose
Häufig gestellte Fragen rund um die Operation
Fragen zur Vorbereitung
BEKLEIDUNG:
Sie werden einige Tage im Krankenhaus verbringen, bereiten Sie sich darauf vor. Buttondown-Hemden und locker sitzende Kleidung sind bequem und lassen sich leicht anziehen, da das Heben der Hände über den Kopf nach der Operation eine Zeit lang schmerzhaft sein kann. Hausschuhe mit griffigen Sohlen erleichtern das Gehen auf dem Krankenhausboden. Eltern sollten leichte Decken mitbringen.
UNTERHALTUNG:
Nach der Operation werden Sie sich stundenlang ausruhen müssen, deshalb sollten Sie Dinge mitbringen, die Sie beschäftigen. Bücher und elektronische Geräte (Tablets/Computer/Smartphones) sind hilfreich. Vergessen Sie die Ladegeräte nicht! Viele Eltern berichten, dass Vorlesen für ihr Kind, auch für ältere, eine gute Möglichkeit der Unterhaltung ist.
PFLEGEPRODUKTE:
Lippen und Haut können nach einer Operation trocken sein, daher können Lippenbalsam und Hautcreme gut helfen.
Erkundigen Sie sich beim Team, ob vor der Operation bestimmte Medikamente (z.B. Eisen zur Optimierung der roten Blutkörperchen) eingenommen werden sollten. In einigen Fällen wird eine spezielle Hautreinigung vor der Operation, um das Risiko einer Infektion zu minimieren, empfohlen. Vermeiden Sie den Kontakt mit kranken Menschen, wenn möglich. Bitte informieren Sie das Team, wenn Sie sich vor der Operation krank fühlen. Selbst eine Erkältung kann die Genesung nach der Operation beeinträchtigen. In solchen Fällen kann beschlossen werden, die Operation zu verschieben, um Komplikationen während und nach der Operation zu vermeiden.
Wenn man regelmäßig verschreibungspflichtige Medikamente einnimmt, sollten Sie diese nach Rücksprache mit dem Narkosearzt mit einem Schluck Wasser einnehmen, auch wenn dies am Morgen der Operation geschieht.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Stress rund um die Operation die Periode einer jungen Frau auslöst, auch wenn es nicht ihre reguläre Periode ist. Sie können gerne Ihre eigenen Hygieneartikel für diesen Fall mitbringen.
Fragen zur Operation selbst
Vor der Operation bespricht der Operateur alle Details ausführlich mit Ihnen. Die typische Operation bei idiopathischer Skoliose ist eine hintere Wirbelsäulenversteifung.
Bei diesem Verfahren werden Implantate am Rückenknochen befestigt (normalerweise Schrauben), dann wird ein Stab mit diesen Implantaten verbunden, um die Wirbelsäule in eine korrigierte Position zu bringen.
Für eine sichere Wirbelsäulenoperation sind viele Personen erforderlich. Tatsächlich ist es nicht ungewöhnlich, dass sich 8-10 Personen im Operationssaal befinden. Zu den Anwesenden gehören in der Regel: Der Operateur und seine Assistenten, welche die eigentliche Operation durchführen, ein Anästhesist, der die Narkose macht und die Operation überwacht, ein OP-Techniker, der dem Chirurgen die Instrumente reicht, zirkulierende Pflegekräfte, die sicherstellen, dass alles reibungslos verläuft, eine Pflegekraft, welche die Bildgebungsgeräte wie Fluoroskopie und Röntgen bedient. Manchmal ist auch ein Implantat-Techniker des Unternehmens, das die Schrauben, Haken und Stäbe herstellt, anwesend, um technischen Support zu leisten. Allerdings führen nur der Chirurg und seine Assistenten die eigentliche Operation durch.
In der Regel nicht. Wenn Eltern in den Operationssaal dürfen, ist dies nur bis zum Einschlafen des Patienten gestattet. Danach müssen die Eltern normalerweise den Saal verlassen und können die Operation nicht verfolgen.
Dies ist eine häufige Sorge bei Patienten, die eine Vollnarkose erhalten. Mit modernen Anästhesietechniken und Überwachung müssen Sie sich jedoch keine Sorgen machen, während der Operation versehentlich aufzuwachen. In sehr seltenen Fällen wecken Chirurgen Patienten während der Operation absichtlich auf, um die Funktion des Rückenmarks zu überprüfen, aber das kommt nicht oft vor. Selbst wenn es passiert, erinnern sich die Patienten selten daran, aufgewacht zu sein.
Die Skolioseoperation kann eine sehr umfangreiche Operation sein und geht mit Blutungen einher. Die meisten Patienten benötigen aufgrund ihrer Operation keine Bluttransfusion, aber bei einigen kann dies erforderlich sein. Chirurgen verwenden verschiedene Methoden, um das Risiko einer Bluttransfusion zu verringern. Wenn Ihr OP-Team feststellt, dass Sie aufgrund der Blutung während der Operation stark anämisch sind, erhalten Sie möglicherweise eine Bluttransfusion, um Nebenwirkungen der Anämie zu verhindern.
Ja. Hierbei wird eine Technologie namens Zell-Salvage genutzt, bei der verlorenes Blut in ein spezielles System gesaugt wird, das die roten Blutkörperchen reinigt und konzentriert. Dieses Blut kann dann am Ende der Operation wieder an den Patienten transfundiert werden.
Fragen zur Zeit direkt nach der OP
Nein. Selbst wenn Sie vor der Operation ein Korsett trugen, benötigen moderne Operationsmethoden keine Korsettunterstützung. In der Regel ist nach der Operation kein Korsett erforderlich.
Die meisten Patienten bleiben im Durchschnitt zwischen 10 und 14 Tagen im Krankenhaus. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts wird vom Umfang und der Dauer der Operation, der Mobilität und dem patientenindividuellen Verlauf (Wundheilung, Entwicklung der laborchemischen Parameter) bestimmt.
Auch wenn man viele Stunden lang nichts gegessen hat, nachdem die Operation fertig ist, hat man in der Regel keinen Hunger. Zunächst beginnt man nach der Operation klare Flüssigkeit zu trinken, sobald man vollständig wach ist. Im Laufe des nächsten Tages kann man allmählich wieder normale Nahrung zu sich nehmen.
Es gibt keine Einschränkungen hinsichtlich der Art und Weise, wie man sich nach der Operation hinlegt. Für die meisten Menschen ist es sogar am angenehmsten, auf dem Rücken zu liegen.
Nachdem man im Operationssaal eingeschlafen ist, legen die Krankenschwestern einen Katheter, der vorübergehend den Urin aus der Blase direkt ableitet. So können wir die Urinausscheidung während der Operation überwachen.
Nach dem Aufwachen ist der Katheter noch vorhanden und wird normalerweise 1-2 Tage nach der Operation entfernt. Das Herausnehmen tut nicht weh, aber es fühlt sich komisch an. Danach kann man ganz normal auf die Toilette gehen. Es kann sein, dass man nach der Operation einige Tage lang Verstopfung hat. Wir werden Ihnen Aktivitäten und Medikamente empfehlen, die Ihnen beim Stuhlgang helfen.
Fragen zu Schmerzen
Ja, Sie werden nach der Operation einige Schmerzen haben. Allerdings verbessern sich die Schmerzen im Allgemeinen über mehrere Tage hinweg und können mit verschiedenen Medikamenten kontrolliert werden.
Er werden spezielle Schmerz- Protokolle mit verschiedenen Medikamenten, genutzt um Schmerzen nach der Operation zu kontrollieren. Die Schmerzbehandlung nach der Operation ist ein sehr wichtiger Aspekt der Genesung, und das Team legt großen Wert darauf, dass Sie sich nach der Operation wohl fühlen.
Patienten, die postoperativ für kurze Zeit Narkotika einnehmen, werden wahrscheinlich nicht süchtig. Die angemessene Verwendung von Schmerzmitteln ermöglicht es, nach der Operation aus dem Bett zu kommen und sich zu bewegen, was die Genesung beschleunigt. Alle achten darauf, dass narkotische Medikamente nicht länger als nötig verwendet werden und dass man schnell auf nicht-narkotische Schmerzmittel umgestellt wird.
Fragen zur Entlassung
Die meisten Patienten fahren in einem normalen Auto mit ihren Eltern und/oder Verwandten nach Hause. Vielen Kissen beim Sitzen im Auto kann sehr hilfreich sein. Alternativ kann auch ein KRankentransport, entweder als Mietwagen, gegebenenfalls als so genannter Liegendtransport auf einer Liege erfolgen. Man kann die letzte Dosis Schmerzmittel im Krankenhaus etwa 20-30 Minuten vor der Heimfahrt nach Hause einnehmen. Die Schmerzen am Tag der Entlassung können aufgrund der erhöhten Aktivität stärker sein.
In der Regel wird man mit einer Kombination von Medikamenten nach Hause geschickt, die die Schmerzen lindern und Verstopfungen verhindern. Bei den Schmerzmitteln handelt es sich in der Regel um eine Kombination aus einem schwachen Opiat und nicht-opioiden Medikamenten. Zur Vorbeugung der Verstopfung, die durch die Operation entsteht, werden in der Regel stuhlaufweichende Medikamente verschrieben.
Wenn man zu Hause eine Treppe hat, wird die Krankengymnastik im Krankenhaus Übungen an der Treppe vorbereiten. Bei Entlassung sollte man in der Lage sein, Treppen zu bewältigen. Wenn der Weg zum Schlafzimmer viele Treppen hat, ziehen es manche Patienten vor, eine Weile im ersten Stock zu bleiben, bis sie sich besser fühlen.
Nein. Man kann in einem normalen Bett schlafen. Häufig helfen ein paar zusätzliche Kissen, um sich abzustützen.
Während des Krankenhausaufenthalts macht man täglich Krankengymnastik.
Wenn man nach Hause kommt, empfehlen wir, so aktiv wie möglich zu sein. Für die meisten Patienten reichen anfangs mehrmals täglich kurze Spaziergänge aust tägliches Gehen aus, um sich von der Operation zu erholen. Im Verlauf (1-2 Wochen nach Entlassung) kann Physiotherapie nach den individuellen Empfehlungen im Entlassungsbrief begonnen werden.
Das Duschen hängt von der Art des Wundverschlusses (Intrakutan genäht und/ oder geklebt) und dem individuellen Heilverlauf ab. In der Regel ist Duschen nach 5-7 Tagen nach der Operation möglich. Der Rücken sollte dabei nur mit klarem Wasser abgespült werden und trocken getupft werden.
Die Narbenbildung ist für die meisten Patienten ein wichtiger kosmetischer Aspekt. Die wichtigste Determinante der Narbenheilung ist die individuelle Biologie. Bei manchen Menschen heilen die Narben einfach anders als bei anderen. Dennoch gibt es Dinge, die man tun kann, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Direkte Sonneneinstrahlung auf die Narbe sollte vermieden werden, insbesondere in den ersten 6-12 Monaten. Man kann Sonnenschutzcreme auf die Narbe auf tragen und/oder ein Hemd tragen, auch am Strand. Es gibt auch kommerziell erhältliche Narbenprodukte, aber es gibt keinen Beweis dafür, dass diese besser sind als die Narbe mit Feuchtigkeit zu versorgen und vor direktem Sonnenlicht zu schützen.
Fragen zum Alltag nach der OP
Es kann ein Taubheitsgefühl oder Kribbeln im Bereich der Rückennarbe und möglicherweise an den Oberschenkeln auftreten. Das ist nicht ungewöhnlich. Das Taubheitsgefühl an den Oberschenkeln wird mit der Zeit besser, aber das Taubheitsgefühl um die Narbe herum bleibt in der Regel bestehen, auch wenn man es nach einiger Zeit nicht mehr wahrnimmt.
Verstopfung ist ein weiteres häufiges Problem, da der Darm durch die opiathaltigen Schmerzmittel als auch durch die Operation träge und weniger aktiv wird. Nach der Operation bewegt man sich auch weniger und hat im Allgemeinen weniger Appetit. Die beste Behandlung besteht darin, viel Wasser zu trinken, aufrecht zu sitzen oder so viel wie möglich zu gehen. Dusätzlich die Einnahme von stuhlregulierenden Medikamenten.
Sprechen Sie das Team an, wie Sie Ihren Rücken belasten sollten und an welchen Aktivitäten Sie teilnehmen können. Im Allgemeinen ist Gehen empfohlen aber Laufen und Sport sollte für einige Monate nach der Operation gemieden werden.
Das ist bei jedem Patienten anders. Es kann dauern bis man wieder einen ganzen Tag in der Schule sitzen kann. Im Allgemeinen können die meisten Patienten 4-6 Wochen nach der Operation wieder zur Schule gehen. Um Rückstand zu vermeiden, bieten viele Schulen Unterstützung um mit dem Unterricht Schritt zu halten.
Wenn man in die Schule zurückkehrt, ist es am einfachsten, in den ersten Tagen nur einen halben Unterrichtstag anwesend zu sein, damit man sich wieder an einen normalen Zeitplan gewöhnen kann.
Wir empfehlen, in den ersten Wochen nach der Skoliose-Operation nichts zu tragen oder zu heben, was schwerer als fünf Kilogramm ist. Sechs Wochen nach der Operation sind Rucksäcke normalerweise kein Problem. Drei Monate nach der Operation sind die meisten Hebebeschränkungen aufgehoben.
Im Allgemeinen sind die meisten Patienten erst 3 Monate nach der Operation wieder in der Lage, starke körperliche Aktivitäten auszuüben.
Wir besprechen individuell den genauen Zeitplan für eine Rückkehr zu Sport und körperlichen Aktivitäten.
Langfristige Fragen
Bei fast allen Patienten wird der Rippenbuckel am Rücken abnehmen und das Ungleichgewicht an Hüfte und Taille wird sich deutlich verringern.
Die Asymmetrie der Schultern ist weniger vorhersehbar, aber in der Regel verbessert diese sich auch. Aber auch wenn die Asymmetrie verbessert wird, muss man damit rechnen, dass eine gewisse Asymmetrie bestehen bleibt, da die Verbesserung selten 100 % beträgt. Sie können mit uns darüber sprechen, was man erwarten kann.
Der Teil der Wirbelsäule, in den die Stäbe eingesetzt werden, wird dauerhaft unbeweglich sein. Man ist jedoch oberhalb und unterhalb der Stäbe weiterhin beweglich. Nachdem man sich von der Operation erholt hat sollte man fast alle Tätigkeiten ausüben können, die man vor der Operation ausgeübt hat.
Wirbelsäulenimplantate lösen nur selten Metalldetektoren aus. Sollte dies der Fall sein, muss man sich einer zweiten Durchleuchtung gemäß den TSA-Vorschriften unterziehen. Diese kann einen handgeführten Metalldetektor und/oder eine Abtastung umfassen. Ärztliche Bescheinigungen oder Implantatkarten ändern nichts an der Notwendigkeit einer zweiten Kontrolle und sind für Reisen nicht erforderlich.
Menschen, die sich einer Herzklappenimplantation unterziehen, wird zwar empfohlen, vor zahnärztlichen Eingriffen Antibiotika zu nehmen. Aber Antibiotika sind NICHT erforderlich, wenn man nach einem Skoliose-Eingriff zum Zahnarzt geht.
Ja. MRTs sind bei den Wirbelsäulenimplantaten, die bei Skoliose-Operationen eingesetzt werden, sicher. Die einzige Auswirkung der Implantate ist, dass sie das MRT-Bild um die Wirbelsäule herum verzerrt darstellt, wodurch die Anatomie der Wirbelsäule schwieriger zu erkennen ist.
Ja. Eine Skolioseoperation sollte keine Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit, die Fähigkeit, ein Baby sicher auszutragen oder die Fähigkeit, ein Baby natürlich oder per Kaiserschnitt zur Welt zu bringen, haben. Wenn jedoch die untere Lendenwirbelsäule im Rahmen der Skoliose-Operation verschmolzen wurde, ist es möglicherweise nicht möglich, einen Epiduralkatheter zur Schmerzkontrolle während der Entbindung zu legen.
Ihre Ansprechpartner

Bastian Himpe
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Prüfarzt
| Telefon | |
| Fax | (069) 2196 - 2401 |
| ZSK(at)hohg(dot)de |